Am Mittwoch den 20.09.17 (5 Tage vor dem ET) hatten wir einen regulären Termin beim Frauenarzt. Da meine Frauenärztin im Urlaub war, musste ich zu einer Vertretung. Was ich nicht als weiter schlimm erachtete, da ich bei der Vertretung schon einmal war.

Zuerst wurde – so wie bei jedem Besuch – ein CTG geschrieben; natürlich ohne nennenswerte Wehen. Man muss dazu sagen, dass ich seit Sonntag immer mal wieder ein ungutes Gefühl hatte, weil der kleine Mann in meinem Bauch immer ruhiger und ruhiger wurde. Klar sind die Babys zum Ende hin weniger aktiv, da ihnen der Platz fehlt – aber es beunruhigte mich.

Als ich anschließend bei der Ärztin drin war, wurde das CTG besprochen, was sehr eingeengt war. Also die Herztöne des Kleinen. Es wurde eine Überweisung für die Klinik fertig gemacht, um eine Doppler-Untersuchung (Doppler-Ultraschall) durchführen zu lassen. Es sollte überprüft werden, ob der Kleine noch gut versorgt wird oder akuter Handlungsbedarf besteht. Das alleine riss mir das erste Mal so richtig den Boden unter den Füßen weg und dank der Hormone musste ich ausgiebig heulen.

Ich rief in der MHH an, weil das ja der Ort war, für den wir die Entbindung geplant hatten. Sie gaben mir einen Termin um 08:00 Uhr am nächsten Morgen. So früh bin ich schon lange nicht mehr aufgestanden!

MHH – Tag 1

Am 21.09.17  um 08:00 Uhr saßen wir also an der Anmeldung und haben unsere Daten aufnehmen lassen. Kurze Zeit später wurden wir im Kreisssaal erwartet, um (Tadaaa!) ein CTG zu schreiben. Danach ging es weiter zum Arzt, weil das Doppler-Ultraschall anstand.

Fazit: Gemäß Aussage des Arztes ist alles in Ordnung, aber aufgrund der abnehmenden Kindsbewegungen, würden er und die Oberärztin eine Einleitung empfehlen!!! In der MHH (medizinische Hochschule Hannover) wäre die erste Wahl ein aufgrund der teuren Kosten für die Zulassung als Arzneimittel nicht zugelassenes Medikament mit dem Namen Cytotec (Tabletten). Die Oberärztin wäre bei Einleitungen in der Regel sehr restriktiv und würde diese nur in dringenden Fällen anraten. (Wie sich später herausstellte hat gefühlt jede zweite Frau auf der Station eine Einleitung bekommen und wurde um die Teilnahme an einer Studie „Wir fühlt man sich währen der Einleitung“ gebeten).

Wir sollen es uns überlegen und 45 Minuten später unsere Entscheidung mitteilen. Die Einleitung würde dann auch direkt am Nachmittag beginnen.

Zack hatte ich überhaupt kein Boden mehr unter den Füßen. Du gehst in ein Krankenhaus, um routinemäßig was abchecken zu lassen und sollst dann noch am selben Tag eingeleitet werden – 4 Tage vor Termin. Ich habe geheult und wir der Liebste und ich haben das Für und Wider erörtert – unter Einbeziehung der Mütter, die und in der Regel gut bei Entscheidungen helfen können. Im Endeffekt haben wir uns dafür entschieden. (Im Nachhinein, stellte sich das als die völlig falsche Entscheidung raus. Aber hinterher ist man ja immer schlauer!)

Wir teilten dem Arzt unsere Entscheidung mit und das wir erstmal nach Hause fahren werden, um alle Sachen zu holen. Auf dem Weg nach Hause haben wir zuerst bei Subway gehalten, um auf den Schock etwas zu essen. Man weiß ja nie, wie der Krankenhausfraß später sein wird.

Es kam mir alles wie im Traum vor, überhaupt nicht realistisch. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt.

Zuhause packten wir dann noch alle Sachen zusammen. Also alles, was in meiner Kliniktasche noch fehlte – insbesondere die Dinge, die ich täglich im Einsatz habe, und dann fuhren wir los. Im Auto musste ich wieder heulen und die Musik ganz doll aufdrehen. Meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Ich fühlte mich wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank. :-/

Im Krankenhaus angekommen, sind wir erstmal auf die Station gegangen, damit die Aufnahme stattfinden konnte. Sie haben alle Daten aufgenommen und mir mein Zimmer gezeigt. Ich hatte wirklich eine liebe Zimmernachbarin, die ihr Kind in der Nacht zuvor bekommen hatte. Als wir uns eingerichtet hatten, mussten wir mal wieder zum CTG, da im Anschluss die Einleitung beginnen sollte.

Und damit begann die Odyssee! CTG, 1/4 Tablette und mir wurde ein Zugang gelegt, dann zurück auf’s Zimmer. Und nun? Abwarten und in 3 Stunden wieder zum Kreißsaal kommen für die nächste Tablette. Donnerstag Nachmittag.

Für uns war die Wartezeit das Stichwort um spazieren zu gehen. Gebracht hat das leider nichts. Beim nächsten CTG zeigte sich: Nichts. Es gab wieder 1/4 Tablette und die Info 3 Stunden abzuwarten.

Zum Abendbrot gab es abgepackte Stullen von der Bahnhofmission oder so – das habe ich so überhaupt nicht runter bekommen. Wahrscheinlich wären die am Bahnhof sogar noch leckerer gewesen. Wir sind also wieder spazieren gegangen. Irgendwann war ich einfach nur durch und habe den Liebsten nach Hause geschickt. Zum nächsten CTG konnte ich auch allein gehen – es tat sich eh nichts. Für die Nacht wurde pausiert und am nächsten Morgen sollte ich doch bitte um 06:00 Uhr wieder da sein. Ich dachte: Die spinnen wohl! So früh schlafe ich doch noch, da bekommen mich keine 10 Pferde hoch. Puuh….

MHH – Tag 2

Die Nacht war furchtbar! Durch den Zugang war ich eingeschränkt im Liegen und von den Matratzen tat mir alles weh. Meine Hüfte hat mir so Schmerzen bereitet, dass ich ständig wach geworden bin. Und mit einem Baby auf dem Zimmer – an Schlaf ist nicht zu denken. Also quälte ich mich durch die Nacht, die um 06:00 Uhr ein jähes Ende nahm.

CTG und die nächste 1/4 Tablette stand an, danach bin ich wieder ins Bett gehuscht und habe auf das Frühstück gewartet. Das war ausgesprochen lecker und ich habe mir den Bauch vollgeschlagen. Ich startete gut gelaunt, aber total übermüdet, in den Tag. Doch es tat sich weiterhin nichts.

Gegen 10 Uhr war das nächste CTG und die 1/4 Tablette dran. Der Liebste trudelte auch wieder ein. Er hat wenigstens etwas besser geschlafen 😉 Und was haben wir gemacht?! Genau, es ging wieder los mit dem spazieren – das hing mir schon zum Halse raus.

Gefühlt kannte ich jede Ecke, jedes Schild und jedes Sandkorn des Klinik-Geländes. Und das Verlassen war streng verboten! Aber nur aus versicherungstechnischen Gründen, wie man uns am späten Nachmittag mit einem Augenzwinkern erklärte.

Zum nächsten CTG (gegen 14Uhr) kam dann auch meine Mama dazu. Ich hatte mittlerweile die 3 * 1/4 Tabletten genommen und es tat sich immer noch nichts. Ein wenig zweifelte ich schon am mir, dass es niemals losgehen würde. Wir haben den Nachmittag miteinander verbracht und beschlossen, am Abend die Klinik für einen Restaurant-Besuch zu verlassen. Gesagt, getan: Nach dem CTG und der vierten 1/4 Tablette machten wir uns auf den Weg zum Italiener um die Ecke. Es war ein schöner, unbeschwerter Abend – nur so richtige Wehen wollten einfach nicht kommen. Wahrscheinlich hätte ich mir einen Sekt können sollen 😉 Wir waren pünktlich zum abendlichen CTG wieder zurück.

Und dann hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch. Ich war so frustriert, dass nichts voran ging. Dann noch die Zweifel, ob es wirklich gut war sich für die Einleitung zu entscheiden. Meine Übermüdung, da ich nur 4 Stunden geschlafen hatte – es war mir alles zuviel. Ich konnte und ich wollte nicht mehr. Wir führten ein Gespräch mit einer völlig empathielosen Ärztin, der jegliche Wärme und Feinfühligkeit fehlte. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich nicht wirklich für voll genommen hat. Anschließend wurde ich ins Bett verfrachtet und habe den zweiten Zugang bekommen, da der erste nur noch weh getan hat und juckte. Wir entschieden uns, den nächsten Tag abzuwarten und dann weiter zu sehen.

MHH – Tag 3

Der nächste Morgen startete um genau die gleiche Uhrzeit – 06:00 Uhr. CTG + 1/4 Tablette und um 08:00 Uhr Frühstück – und täglich grüßt das Murmeltier. :-/ Doch an diesem Tag hatten wir was vor! Wir warteten noch das 10:00 Uhr CTG und die nächste Tablette ab, um dann die Klinik zu verlassen um auf den holländischen Stoffmarkt in Hannover ausgiebig shoppen zu gehen.

Das war echt toll und endlich kam ich aus diesem MHH-Moloch raus. Wir haben bei Burger King gespeist und pünktlich um 14:00 Uhr, zum nächsten CTG und der nächsten 1/4 Tablette, waren wir wieder da. Es änderte sich an den CTGs – also überhaupt nichts! Ich selber hatte immer mal wieder das Gefühl, dass ich Wehen habe, das war war falscher Alarm. In der Klink hat es keinen interessiert, welcher Fortschritt oder Stillstand (am 3. Tag!) bestand – da bin ich nur eine Versichertennummer gewesen.

Am Nachmittag bekam ich zu allem Überfluss auch noch eine neue Zimmernachbarin. Ich hätte mich gern mal mit werdenden Müttern unterhalten, aber das stellte sich als sehr schwierig heraus. Die Dame sprach leider nicht einziges Wort Deutsch. Meine Mama und ich waren dann noch etwas spazieren und haben einen schönen Kaffee getrunken. Nach dem abendlichen CTG, sind wir wieder Essen gefahren. Diesmal zum Chinesen eine Straße weiter. Boah, war das lecker!

Und plötzlich hatte ich immer mal wieder Wehen, die ich sogar veratmen musste. Ich dachte mir, dass es endlich mal losgehen würde. Darauf habe ich so lange gewartet! Wir sind zurück zum Krankenhaus gelaufen, damit es in Gang bleibt. Kaum lag ich auf der Pritsche zum CTG, waren alle Wehen weg, als wäre nichts gewesen.

Es reichte mir, ich hatte die Schnauze gestrichen voll. Ich beschloss für mich persönlich, dass ich am nächsten Morgen das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen werde. Es hieß sowieso schon, dass am Sonntag eine Pause mit der Einleitung gemacht werde. Und so kam es.

MHH – Tag 4

Ich schleppte mich morgens etwas später zum CTG und habe dann den Hebammen meine Entscheidung mitgeteilt. Um 10 Uhr konnte ich dann das Krankenhaus verlassen.

Es war die beste Entscheidung überhaupt! Ich fühlte mich seit Tagen nicht so gut, wie in diesem Moment. Mein Körper und auch mein Sohn signalisierten mir, dass alles super sei. Zuhause habe ich erst mal 6 Stunden am Stück geschlafen und abends noch ein entspannendes Bad genommen. Alle Sorgen und Ängste, der ganze Frust, alles viel nur so von mir ab. Ich war tiefenentspannt und mein persönlicher „Butler“ (der Herz-Mann), hat wirklich alles gegeben, damit ich einen schönen rundum-sorglos Tag verleben konnte. Kein Wunder also, dass ich am nächsten Tag tatsächlich ein paar Wehen bekommen habe. Aber dazu mehr aber in meinem Geburtsbericht.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen:

Wäre ich nochmal in dieser Situation, würde ich mich nicht mehr für eine frühzeitige Einleitung entscheiden. Unser Sohn war anscheinend noch nicht soweit oder die Medikamente nicht effektiv genug. Tief in mir drinnen habe ich es gefühlt, aber mich von den Ärzten zu sehr verunsichern lassen. Es waren vier Horror Tage. Ich hatte insgesamt 3 Zugänge, alles war blau am Arm, 12 Stunden Schlaf in 3 Nächten (Augenringe lassen grüßen!). Selbst wenn die Wehen eingesetzt hätten, wäre ich körperlich viel zu fertig gewesen, um noch ein Kind zu bekommen.

Danke an Mama und meinen Liebsten für die tolle Unterstützung in dieser anstrengenden Zeit. Ohne Euch hätte ich es nicht durchgestanden. 🙂