Ich habe lange nichts von mir hören lassen, dass liegt tatsächlich daran, dass unser größter Schatz das Licht der Welt erblickt hat und wir uns selber erst einmal finden müssen – was ich mir tatsächlich etwas einfacher vorgestellt hatte. Ich versuche nun aber wieder regelmäßig Beiträge zu posten und euch an meinem Leben als frisch gebackene Mama teilhaben zu lassen.

Dann machen wir uns doch mal an den Geburtsbericht. Wer noch nicht entbunden hat, muss selbst entscheiden, ob er ihn lesen möchte. Es ist nicht der schönste und ich habe einen ganz schönen Marathon hinter mir. Aber es geht natürlich immer noch schlimmer.

Am 25.09.2017, also nach Einleitungshorror in der MHH, musste der  Liebste wieder normal arbeiten. Wir hatten zu dem Zeitpunkt ja gehofft, dass der Kleine schon auf Welt sein würde 😉 Niemand auf seiner Arbeit hat damit gerechnet, ihn nochmal zu sehen, da er ab der Geburt direkt zwei Monate Elternzeit beantragt und genehmigt bekommen hat. Ich wiederum habe den ganzen Tag vereinzelt Wehen gehabt und musste sogar einige davon veratmen. Unser Nachbar meinte nur: „Entweder habe ich Wehen oder ich schaue ein Porno!“ Es waren dann doch Wehen.

Um 17 Uhr hatten wir einen geplanten Termin bei meiner Frauenärztin. Nachdem ich 45 Minuten ans CTG musste, wo mal wieder nix von den Wehen zu sehen war, durfte ich endlich ins Untersuchungszimmer. Meine Frauenärztin war mit dem CTG nicht zufrieden und meinte, ich müsse wieder ins Krankenhaus zur Aufnahme und Kontrolle. Ich wollte aber diesmal erst gehen, wenn ich kurz vor der Niederkunft stehe.  Sie untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund 1 cm geöffnet ist. Dann hat sie irgendetwas gemacht, was mega unangenehm war, aber Wehen auslösen sollte. Wir haben dann vereinbart, dass wir abends gegen 22 Uhr in die „Klinik um die Ecke“ (nach Grossburgwedel) fahren werden, um noch einmal Kontroll-CTG und bei Bedarf einen Doppler zu schreiben.

Der Liebste meinte nach dem Termin, dass er unbedingt noch zu ATU müsse, weil zu dem Zeitpunkt unsere Autobatterie streikte. Super Timing, denn in diesem Moment begannen meine Wehen! Bei ATU in der Werkstatthalle, während zwei Techniker in Windeseile die Batterie aus- und wieder eingebaut haben! Sie kamen alle 5 Minuten und mussten veratmet werden, da sie so stark waren. Was habe ich meinen Mann verflucht! Der Tausch dauerte nur 15- 20 Minuten, aber für mich definitiv zu lange.

Anschließend mussten wir unbedingt noch bei Mecces halten, da ich so ein Hunger hatte – sonst hätte ich die Nacht nicht überstanden. Was ich natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Ich habe instinktiv richtig gehandelt. Wohl bemerkt, Mecces lag auf dem direkten Weg zwischen ATU und der Klinik – wir mussten also kein Umweg fahren.

Dann sind wir aber direkt nach Grossburgwedel ins Krankenhaus. Wir klingelten mit den Worten: „Lust auf eine Geburt?“, wurden freundlich aufgenommen und durften erstmal reinkommen. Der Kreisssaal war komplett leer und das ganze Hebammen-Team hat sich nur um uns gekümmert. Ich musste -natürlich- erstmal ans CTG, wo erstmalig tatsächlich regelmäßige Wehen zu sehen waren (Yeah, Party!) und anschließend gab es nochmal einen Ultraschall. Es war alles super und auch der MM war inzwischen schon 2 cm offen. Wenn das so weiter ging, konnte es ja nicht mehr lange dauern.

Es musste circa 20 Uhr gewesen sein, als ich nach der Untersuchung eine Entspannungswanne genommen habe. Ach, war das herrlich! Die Wehen waren super auszuhalten und das Wasser angenehm warm. Da wir nicht damit gerechnet hatten, dass es nach dem Termin bei der Frauenärztin so schnell losgeht, war meine Kliniktasche natürlich noch Zuhause und nur halb gepackt, da wir ja am Tag zuvor erst aus dem Krankenhaus gekommen sind.

Ich habe den Liebsten noch einmal nach Hause geschickt, um sie zu holen und die letzten Sachen einzupacken. Währenddessen durfte ich nicht alleine in der Wanne sein und daher hatte ich tolle Gesellschaft von Marlene, einer Hebamme-Schülerin. Wir haben uns super unterhalten und auch den einen oder anderen Witz gemacht. Ich war gefühlt ewig in dieser Wanne, bis dann der Liebste endlich wieder auftauchte.

Anschließend sollten wir etwas spazieren gehen, um mich abzukühlen. Es war 22 Uhr und der Muttermund war bei 4cm – das war doch spitze!

Es war nun Schichtwechsel und die Nachthebamme kam. Leider fingen zu diesem Zeitpunkt hämmernde Kopfschmerzen an, mir Sorgen zu bereiten. Hieß: Ich hatte durchgehend Schmerzen. Erst die Wehen und in den Wehenpausen dann die Kopfschmerzen. Dadurch verkrampfte ich mich total und es ging nicht mehr vorwärts. Ich bekam Paracetamol, Buscopan Zäpfen und sollte etwas schlafen, damit ich runterkomme und es weiter vorwärts gehen konnte.

Es war mittlerweile 2 Uhr nachts. Wir hatten den Kreisssaal weiterhin für uns und durften dort schlafen. Ich musste in der Zeit gefühlt 20 mal auf die Toilette, was echt nervig war. Um 5 Uhr konnte und wollte ich nicht mehr schlafen. Die Kopfschmerzen waren merklich besser und ich hoffte das es nun voran gehen würde. Leider war der Muttermund immer noch bei 4 cm aber der gesamte Gebärmutterhals war nun weg. Immerhin etwas. 

Um kurz 6 Uhr kam eine andere Frau mit Wehen in den Kreisssaal – ihr Schatz erblickte schon um 08:07 Uhr das Licht der Welt. Man war ich neidisch! 😉

Naja, zurück zum Thema. Wir durften wieder spazieren gehen. Ach wie ich mich freute! Wir sind ja nicht schon alles 5 mal abgelaufen! Los durften wir, als das CTG fertig war. Nach dem Spaziergang habe ich dann einen Tropf mit Schmerzmitteln bekommen. Man war der toll – ich konnte mich endlich so richtig entspannen. Das zeigte sich dann auch gleich wieder am Muttermund, der kurze Zeit später bei 5-6cm lag. Und wir durften wieder spazieren gehen. Puuh – ich wollte am liebsten alles außer laufen 😉 Es war mittlerweile 10 Uhr morgens und Marlene, die Hebammenschülerin vom Vortag, war seit 08 Uhr auch schon wieder an meiner Seite.

Nun kamen meine Eltern zu Besuch, die aus 300 km Entfernung angereist sind, um mir beizustehen und um den Liebsten bei Bedarf abzulösen, denn der war ja auch schon fast 30 Stunden wach (abgesehen vom dösen in der Nacht) und immer an meiner Seite. Es war 12 Uhr mittags – der Muttermund bei 6-7cm. Ab jetzt wurden die Schmerzen unangenehm, sehr unangenehm, und für mich kaum noch auszuhalten. Ich wurde gefragt, ob ich eine PDA möchte und musste nicht lange überlegen. Ich wollte eine – und zwar schnell.

Leider war „schnell“ nicht möglich. Es dauerte 45 Minuten, bis die Anästhesistin endlich eingetrudelt ist. Viel zu lang und ich habe gedacht, sie kommt überhaupt nicht mehr… Ich musste mich aufsetzen und dann hieß es gaaaanz still sitzen.  Währenddessen hatte ich 5 Wehen, die ich veratmen musste und sie hat die PDA nicht hinbekommen 🙁 Ganze 4 mal hat sie angesetzt und es hat nicht geklappt. Ich bin fast wahnsinnig geworden. Nochmal nehme ich keine PDA. Dann meinte sie: „So, jetzt sitzt sie“. Naja rechts war dann betäubt und links überhaupt nicht. Ich habe also volle Breitseite alles an Schmerzen mitbekommen und in den Wehenpausen versucht, Kraft zu sammeln.

Dann hieß es irgendwann: „So wir müssen Dich an den Wehentropf packen, damit die Endphase beginnen kann.“  Erst auf Stufe 3, dann auf Stufe 6. Im Zimmer wurde alles vorbereitet und die Ärztin kam dazu. Ich habe die ganze Zeit nur gejammert und gehofft, dass der Schmerz bald vorbei ist.

Ab 15:30 Uhr durfte ich dann endlich pressen. Das war so eine Erleichterung, denn der Schmerz ist komplett weg, wenn du presst. Naja, ich musste dann doch sehr lange und häufig pressen, da der kleine Mann einfach nicht raus wollte. Irgendwann meinte die Ärztin zu einer der Hebammen, sie solle bitte von oben auf den Bauch drücken. Das klappte auch nicht, abgesehen davon, dass ich noch mehr Schmerzen hatte.

Da die Geburt zu diesem Zeitpunkt gestanden hat, wurde der Oberarzt gerufen. Er schaute sich das Prozedere einmal ohne Hilfe und einmal mit Drücken der einen Hebamme an. Mein Wehentropf ist mittlerweile auf Stufe 16 gewesen. Er hat sich mit auf dem Bauch gelegt und presste. Ich hätte ihn umbringen können! Gefühlt ist mein Oberkörper dabei an mehreren Stellen gebrochen und alle Organe wurden gequetscht! (Wie gesagt, „gefühlt“.) Ich habe geschrien vor Schmerz und dadurch aufgehört zu pressen. Der Oberarzt holte dann die Schere und die Kiwi – eine Art hypermoderne Vakuum-Saugglocke. Erst wurde ich quasi komplett aufgeschnitten und dann kam die Kiwi für den letzten Zentimeter. Die Herztöne des Kleinen sind zu allem Überfluss auch noch abgeflacht und dann kam er endlich. Um 16:23 Uhr wurde unser Schatz Matteo Christian geboren.

Er war ein Sternengucker, kam also mit dem Gesicht nach oben zur Welt, was relativ selten ist. Geschrien hat er nicht, die Ärztin musste ihm mehrfach auf den Rücken und Po hauen. Dazu kam, dass er die Nabelschnur noch um den Hals hatte. Es waren die längsten Sekunden meines Lebens. Soviel Angst habe ich noch nie empfunden. Ich habe nur gebetet, dass er endlich schreien soll. Und dann, endlich die erlösenden Schreie! Etwas schöneres und befreienderes gibt es nicht. Er ist mir auf die Brust gelegt worden und der Liebste und ich haben vor Freude beide geweint wie die Schloßhunde. Wir beide waren so glücklich in diesem Moment. Die Liebe, die ich in diesem Moment für meine beide Männer empfand, war überwältigend. Alle Schmerzen waren vergessen, ich war wie in Trance.

Dann kam noch die Plazenta – das habe ich kaum mitbekommen. Leider war sie jedoch nicht vollständig, was bedeutete, dass meine beiden Schätze aus dem Zimmer mussten und ich unter Vollnarkose gesetzt wurde, da sie eine operative Ausschabung machen mussten und ich, wenn sie schon einmal dabei sind, auch anständig genäht werden konnte. Ich bin eine Stunde später wach geworden und unser kleiner Sohn lag mit dem Liebsten neben mir. Schmerzmittel sind schon was tolles. Ich habe alle nur angestrahlt und war happy.

Fazit: Nochmal bekomme ich kein Kind, jedenfalls nicht so schnell. Auch wenn es das tollste überhaupt ist und wir nicht glücklicher sein könnten.